DB: Neue Doppelspitze für Nachhaltigkeit
Miriam Kotte und Janina Schönitz haben bei der Deutschen Bahn (DB) die Leitung Strategie & Reporting für Nachhaltigkeit und Umwelt übernommen. Sie bringen neben neuen Kompetenzen auch ein besonderes Arbeitskonzept mit.
DVZ: Frau Kotte, Frau Schönitz, Sie haben einige Jahre gemeinsam das Thema Digitale Transformation bei der Deutschen Bahn verantwortet. Jetzt die Nachhaltigkeit. Wie ist es zu diesem gemeinsamen Wechsel gekommen?
Janina Schönitz: Miriam Kotte und ich sind beide bei der Deutschen Bahn 2017 im Digital Ressort gestartet und konnten dort eine sehr spannende Zeit miterleben. Seit 2020 haben wir uns gemeinsam in Form eines Jobsharing-Modells als „Head of Digital Transformation“ eine Führungsposition geteilt. In den vergangenen Jahren konnten wir uns in dieser Position inhaltlich und persönlich weiterentwickeln, und Ende 2022 standen für uns dann die Suche nach neuen Herausforderungen und die Fragen im Raum: Wie geht es für uns im Konzern weiter? Was ist uns persönlich wichtig?
Miriam Kotte: Für uns beide war nach mehr als zwei Jahren Jobsharing-Modell deutlich, dass wir sehr gut miteinander arbeiten können. Zudem haben wir viel positives Feedback von unseren Teams und Führungskräften erhalten, so dass für uns klar war: So wollen wir weitermachen. Und das Thema Nachhaltigkeit liegt uns einfach beiden sehr am Herzen. Als diese Stelle dann vakant wurde, haben wir natürlich unseren Hut in den Ring geworfen. Es war ein Schritt der thematischen Weiterentwicklung in einen neuen Bereich, mit einem neuen Team. Das war und ist für uns eine sehr spannende Herausforderung und wir sind froh, dass wir jetzt gemeinsam nach der digitalen Transformation auch die grüne Transformation vorantreiben können.
Arbeiten Sie auch in der neuen Funktion in arbeitszeit-reduzierten Modell?
Miriam Kotte: Ja, wir haben unser bewährtes Modell übernommen und verteilen unsere Arbeitszeit auf je vier Tage. Mit dieser Einteilung gibt es gute Erfahrungen, auch, weil Zeit für Übergaben und Absprachen eingeplant ist. Ich bin auch persönlich davon überzeugt, dass sich das Konzept in den nächsten Jahren aufgrund der jetzt gesammelten Erfahrungen weiterentwickeln wird und wir ein deutlich flexibleres Management von Arbeitszeit erleben werden.
Ist Ihr Modell auch Vorbild für andere im Konzern? Gerade in einer Führungsposition ist das ja durchaus noch ungewöhnlich?
Janina Schönitz: Jobsharing ist bei der DB nicht neu, aber das Modell ist noch lange nicht Standard. In unserem Fall können wir sicherlich von Vorreiterinnen sprechen, denn als wir uns 2020 für das Modell entschieden haben, gab es bei der DB zwei bestehende Jobsharing-Tandems. Mit den Kolleg:innen sind wir auch direkt in den engen Austausch gegangen und stehen auch heute noch in Kontakt. Damals haben wir viele Tipps erhalten, die wir in der Erarbeitung unseres Modells gut umsetzen konnten. Da gibt es eine große Offenheit unter den Tandems. Die Deutsche Bahn bietet seit 2021 mit Jobsharing@db auch ein offizielles Programm, das die Themen „Neue Arbeit“ und „veränderte Modelle“ fördert und interessierte Kolleg:innen unterstützt. Und es funktioniert, seit Ende 2022 gibt es schon knapp 20 Tandems, die Zahl ist steigend. Das Interesse an dem Thema ist innerhalb und außerhalb des Konzerns groß, weswegen wir Auskunft geben, wie es die Kolleg:innen für uns getan haben, und versuchen, das Modell damit bekannter zu machen und zu unterstützen.
Sie haben gesagt, dass es immer noch ein Lernprozess ist. Würden Sie sagen, dass sich Ihre Zusammenarbeit als Tandem immer noch stark verändert oder haben Sie grundsätzlich nach rund drei Jahren Ihr System gefunden?
Miriam Kotte: Um im Bahnsprech zu bleiben: Die Antwort ist zweigleisig. Unser Grundmodell des Jobsharings hat sich bei uns etabliert. Wir haben die Persona MiJa geschaffen, aus Miriam und Janina, die nach Außen ein möglichst einfaches Frontend bietet. MiJa hat eine eigene E-Mail-Adresse, einen eigenen Kalender und erscheint den Kolleg:innen als eine Person. Das funktionierte sehr gut im Digitalbereich und auch bei den neuen Kolleg:innen und Partner:innen im Bereich Nachhaltigkeit. Es gibt keine Fragen wie „Ist heute Janina da?“, „Wer macht denn das jetzt?“ oder „An wen soll ich mich wenden?“ - das ist über MiJa ganz einfach. Die Komplexität befindet sich bei uns sozusagen im Backend, aber auch da sind wir gut eingespielt. „Habe ich mich schon drum gekümmert? Weise ich das meiner Kollegin zu? Wie tracken wir Aufgaben, Termine?“ - das ist alles sehr sauber strukturiert. Das andere Gleis dieser Zweigleisigkeit ist natürlich der neue Job, die neuen Inhalte und die neuen Kolleg:innen. Da sind wir noch mitten im Findungsprozess und als Lernende unterwegs.
Janina Schönitz: Wir haben in unserer neuen Rolle eine gemeinsame Verantwortung für die Strategie, die Ausrichtung im Bereich Nachhaltigkeit sowie für die Mitarbeiterführung- und entwicklung - und alle diese Themen sind uns sehr wichtig. Im Daily Business teilen wir uns natürlich auf. Alles andere wäre nicht effizient. Wir sitzen nicht in jedem Termin zu zweit, sondern trennen nach Fachthemen und Leads. Noch müssen wir in der neuen Rolle entscheiden, wer welche der vielen Themen, die wir im Strategie und Reporting für den Bereich Nachhaltigkeit verantworten, übernimmt. Aktuell versuchen wir beide einen guten Überblick zu bekommen und die wesentlichen Kolleg:innen, Stakeholder und Partner:innen kennenzulernen. Wir machen viele Kennenlerngespräche auch gemeinsam, weil wir überzeugt sind, dass das persönliche Miteinander eine wichtige Basis für die Zusammenarbeit darstellt.
Was hat Sie als Tandem an dem Thema Nachhaltigkeit gereizt und was sind Ihre Schwerpunkte?
Janina Schönitz: Als Tandem setzen wir auf Zusammenarbeit und Teamwork. Wir sind ein Konzern mit vielen verschiedenen Geschäftsfeldern und über 300.000 Mitarbeitenden. Es ist eine Mammutaufgabe, die Nachhaltigkeit und die grüne Transformation unseres Konzerns voranzutreiben, und es funktioniert nur als Gemeinschaftswerk, als Mannschaftssport. Das hat uns sehr gereizt, hier einen Beitrag leisten zu können. Zusätzlich können wir mit einem tollen Team zusammenarbeiten, in dem hoch motivierte Kolleginnen und Kollegen mit viel Fachexpertise die Themen vorantreiben.
Miriam Kotte: Ausformuliert haben wir beide die Leitung Strategie und Reporting für Nachhaltigkeit und Umwelt inne. An dem Titel hört man schon die beiden Schwerpunkte unseres Teams. Es geht zum einen um die Strategiegestaltung. Die „starke Schiene“ ist unser Nordstern, unsere Konzernstrategie, auf die alles einzahlt. Bei der Nachhaltigkeit ist die Strategie in unsere Handlungsfelder Klima-, Natur-, Ressourcen- und Lärmschutz sowie der sozialen Verantwortung aufgeteilt. Die zweite wichtige Säule ist das Reporting. Dafür haben wir als DB verschiedene Reporting-Instrumente, unter anderem unseren integrierten Bericht oder die unabhängige und kritische Prüfung durch qualifizierte Rating-Agenturen. Beispielsweise hat die internationale Rating-Organisation CDP die DB 2022 mit der Bestnote „A“ bewertet und uns damit erneut als eines der weltweit führenden Unternehmen beim Engagement gegen den Klimawandel ausgezeichnet.
Was hat Ihnen zuletzt bei der Arbeit besonders Freude bereitet?
Miriam Kotte: Wir erleben ein tolles Onboarding in unserer neuen Rolle und lernen jeden Tag hinzu. Es macht großen Spaß, mit unserem Team zusammenzuwachsen und inhaltlich tiefer in die Themen der Nachhaltigkeit einzusteigen. Wir blicken mit Zuversicht in die Zukunft und packen mit Leidenschaft an.