Truck Insider: Scanias autonome Evolution
Dass sich autonome Lkw bestens für den Einsatz auf abgeschlossenen Betriebsgeländen, in Kiesgruben oder in Minen eignen, haben die schwedischen Lkw-Hersteller bereits unter Beweis gestellt. Jetzt will Scania nachlegen und zusammen mit dem auf autonome Technik spezialisierten US-amerikanischen Start-up TuSimple auf schwedischen Autobahnen testen, wie gut sich ein voll automatisierter Sattelzug im Linienverkehr zwischen zwei Logistikzentren bewährt. Allerdings wird immer noch ein Fahrer als Kontrollorgan in der Kabine sitzen – so wollen es die Vorschriften für das autonome Fahren auf Level 4.
Ab dem Sommer soll der Lastzug zwischen dem Werk in Södertälje und dem in Jönköping verkehren, als Teil der Versuchsflotte des Scania-Transportlabors. Wichtig dabei ist: Um das Projekt „Hub2Hub“ so praxisnah wie möglich auszugestalten, transportiert der voll automatisierte Lastzug echte Ladung.
Und woran erkennt man den Versuchsträger? Zum einen an dem Kameraholm oben auf dem Dach der Kabine und zum anderen an der lasergestützten Sensoreinheit an der Front, dem Lidar. Aber: Um da muss man schon etwas genauer hinschauen.
Der Blick in die Kabine hingegen offenbart recht eindrucksvoll, dass es sich um ein Versuchsfahrzeug handelt. Der Fahrer und der Ingenieur auf dem Beifahrerplatz sind umgeben von allerlei Testequipment, welches die Daten aus Sensorik und Bordcomputer exakt erfasst. Auf der rund 290 Kilometer langen Strecke ist es Aufgabe des Fahrers, seine Hände immer in der Nähe des Lenkrads zu halten und seinen Begleiter auf alle Ereignisse hinzuweisen, die während der Fahrt um das Fahrzeug herum auftreten. Das kann ein zum Beispiel entgegenkommendes Fahrzeug sein oder ein Pkw, der den Lastzug überholt.
Alle diese Daten und Ereignisse werden festgehalten und zur genaueren Analyse in ein Simulationsmodell eingespeist. Damit soll ermittelt werden, wie sicher das System ist.
Bis aber tatsächlich voll automatisierte Lastzüge im realen Einsatz auf den Autobahnen unterwegs sind, dürfte wohl noch einige Zeit vergehen. Die Scania-Experten sind dennoch optimistisch – sie könnten sich vorstellen, dass die Technik in fünf Jahren marktreif ist. (ben)