Wissing eröffnet transport logistic: „Wir werden Sie unterstützen“
Volker Wissing hat für die Logistikwirtschaft lobende Worte. Sie sei ganz vorne dran, wenn es um Innovation geht, um Fortschritt und moderne Technologien. Eins fiel dem Bundesminister für Digitales und Verkehr besonders auf: „Die Klimaziele sind für Sie nicht nur schöne Worte, Sie nehmen sie sehr ernst. Das ist hier an jeder Ecke, an jedem Stand zu sehen. Ich versichere Ihnen, wir werden Sie auf dem Weg in die Klimaneutralität weiter nach Kräften unterstützen“, sagte Wissing bei der Eröffnung der transport logistic. Er sei zuversichtlich, dass Deutschland das Ziel erreicht, 2045 klimaneutral zu sein.
Außer Nachhaltigkeit ist die Digitalisierung einer der Haupttrends in der Logistik. „Sie ziehen sich durch die gesamte Ausstellung“, sagte Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München. Hinzu kommen viele Herausforderungen. „Gestörte Lieferketten, Inflation, zunehmend marode Infrastruktur und vor allen Dingen ein massiver Fachkräftemangel“, zählt Rummel auf. Die gute Botschaft: „zwei Drittel der Unternehmen, die hier sind, haben sich auf diese Probleme schon eingestellt.“ Das liege daran, „dass die Branche extrem anpassungsfähig und resilient ist“.
Allerdings müssten von der Politik die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Nachholbedarf besteht vor allem bei der Infrastruktur, wie Rummel mit Blick auf den aktuellen Logistics Performance Index der Weltbank betonte. Da liegt Deutschland auf Platz drei hinter Singapur und Finnland. Deutschland zähle noch immer zur absoluten Spitzengruppe, aber: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht weiter abrutschen“, mahnte der Messechef.
Klimaschutz braucht Infrastrukturerneuerung
Infrastrukturerneuerung und ein verlässliches Straßennetz sind auch für Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, ein zentrales Thema – vor allem für den Klimaschutz. Zur Verdeutlichung nannte er Zahlen: „Heute beträgt die jährliche Transportleistung im Güterverkehr auf Straße, Schienen und Binnenschiff zusammen knapp 680 Milliarden Tonnen Kilometer. Davon trägt der LKW rund 73 Prozent. In 30 Jahren wird der Güterverkehr insgesamt auf 990 Milliarden Tonnen Kilometer ansteigen, das ist ein Zuwachs von 46 Prozent“. Für den Minister ist klar, dass sich dieses Volumen nicht komplett auf die Schiene verlagern lässt. Trotzdem bekräftigte er, werde der Bund viel mehr Geld als bisher in die Schiene investieren, denn der Verkehrsträger müsse bis 2051 etwa 33 Prozent mehr Güter transportieren.
Damit dies gelingen kann, sollen Strecken anders saniert werden. Statt unzähliger kleiner Baustellen will der Bund künftig so genannte Hochleistungskorridore in Rekordzeit instand setzen. Dafür allerdings müssen sie einige Monate komplett gesperrt werden. Entstehen sollen dann nicht nur neue Schienennetze, gleichzeitig soll zudem auch neue digitale Signaltechnik verbaut werden.
Güterstrukturwandel vollzieht sich
Doch das allein reicht laut Wissing noch nicht aus, um die Transportmengen der Zukunft zu bewältigen, denn „wir befinden uns mitten in einem Güterstrukturwandel“. Künftig werde der Transport für schwere Güter wie Kohle, Koks und Mineralölprodukte, die heutzutage überwiegend mit Bahn und Schiffen transportiert werden, stark zurückgehen. Gleichzeitig nehme der Transportbedarf für leichte Güter und Paketsendungen drastisch zu. „Deswegen ist es völlig unrealistisch zu sagen, die Straße verliere an Bedeutung“, betonte Wissing. Er rechne damit, dass Pakettransporte 2051 um rund 300 Prozent zulegen. „Die Straße wird weiterhin die Hauptlast im Güterverkehr tragen müssen und damit der LKW das dominierende Verkehrsmittel im Güterverkehr bleiben.“
Wissing verteidigt das Vorhaben der Bundesregierung, die LKW Maut vom kommenden Frühjahr an nach dem CO2 Ausstoß der Fahrzeuge zu bemessen. LKW, die gänzlich emissionsfrei fahren, werden bis Ende 2025 von der Mautpflicht komplett befreit. Das sei Anreiz für die Branche, auf klimafreundliche Fahrzeuge umzusteigen. „Das Ziel ist nicht die Mehrbelastung, sondern Wettbewerbsgleichheit herzustellen für diejenigen, die schnell umsteigen und nicht diejenigen zu belohnen, die den Umstieg verzögern“ unterstrich Wissing. Er ist zudem überzeugt davon, dass es bei den Herstellern einen schnellen Hochlauf der Produktion klimafreundlicher Nutzfahrzeuge geben werde.
„Wir müssen uns anstrengen“
Leistungsfähige Infrastruktur ist auch wichtig im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Denn es gehe darum „extrem effizient zu sein, andere Staaten lassen nicht nach, ihre Infrastruktur weiterzuentwickeln“, sagte Wissing auf dem Roten Sofa der DVZ im Hinblick auf den aktuellen Logistics Performance Index. Nach dem Ranking der Weltbank liegt Deutschland nach Singapur und Finnland auf Platz 3. Es gebe extrem ehrgeizige Länder, die im Weltmarkt unbedingt nach vorne kommen wollen. Deswegen ist für den Minister klar: „Wir müssen uns anstrengen.“
Bei seinem Rundgang schaute Wissing bei einigen namhaften Transport- und Logistikunternehmen vorbei. So erzählte ihm Harald Seifert von Seifert Logistics einiges über die 75-jährige Unternehmensgeschichte, und bei der Deutschen Bahn ließ er sich von DB-Vorständin Sigrid Nikutta die Leistungspalette von DB Schenker und DB Cargo erklären. Mit welchen innovativen Techniken Logistikdienstleister heutzutage arbeiten, bekam Wissing bei Dachser präsentiert. Das Unternehmen setzt in zwei seiner Logistikzentren digitale Zwillinge ein.
Weitere Stationen des Bundesverkehrsministers waren Rhenus Logistics, VDV Verkehrsunternehmen, TollCollect und ein kurzer Abstecher zum Gemeinschaftsstand Your German Logistics. Nach einem Gespräch mit Frank Schmidt, dem Chef des mittelständischen Logistikers TST, widmete sich Wissing bei einem Besuch des Port of Hamburg und der HHLA der Hafenlogistik, bevor er über den Stand von Kühne + Nagel zur DVZ kam, um dort von Chefredakteur Sebastian Reimann auf dem roten Sofa interviewt zu werden.
Dort äußerte er seinen Wunsch an die Logistikwirtschaft: „Bleiben Sie so innovativ und investitionsfreudig!“ (rok)