KI in der Praxis: Einfach klein anfangen

Das Thema künstliche Intelligenz (KI) zog sich auf der CX durch mehrere Programmpunkte. Zur Einstimmung für alle Mittelständler: Wie der digitale Dienstleiter Bytabo das Transport- und Logistikunternehmen Elflein dabei unterstützt, KI-basierte Anwendungen einzuführen

Mensch und Technik in Einklang zu bringen, ist für den Mittelstand entscheidend. Foto: Bytabo

Künstliche Intelligenz (KI) bietet nicht nur großen Logistikern, sondern auch kleinen und mittleren Unternehmen zahlreiche Einsatzmöglichkeiten, die weit über die klassische Automatisierung hinausgehen. Doch die Voraussetzungen sind unterschiedlich. Wie können KMU diese Technologie effizient nutzen, ohne sich in Kosten und technischen Anforderungen zu verlieren?

Dass KI künftig auch in der Logistik einen Wettbewerbsvorteil bieten wird, steht für Rüdiger Elflein außer Frage. „In unserer Branche wird KI ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und der Prozesse sein“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter des Bamberger Transport- und Logistikdienstleisters Elflein. Doch zunächst müsse man verstehen, was KI eigentlich ist und wie sie sich von der Automatisierung unterscheidet. Im vergangenen Jahr fanden bei dem Digitaldienstleister Bytabo zwei Schulungen statt, in denen es darum ging, wie sich Prozesse mit KI optimieren lassen.

„Man fängt einfach klein an“, sagt Stefanie Kotschenreuther, seit Oktober 2024 Geschäftsführerin bei Vertrieb & Marketing Transport bei Elflein. Sie empfiehlt den Mitarbeitenden, ChatGPT auszuprobieren, um erste Berührungsängste abzubauen. „Das ist eine der größten Herausforderungen für Unternehmen – den Leuten die Angst zu nehmen, etwas falsch zu machen.“

Ähnlich erlebt es Noah Schnapp, Berater für Software und künstliche Intelligenz beim digitalen Dienstleister Bytabo, ebenfalls ansässig in Bamberg. „Viele Kunden sind am Anfang überfordert, was durchaus verständlich ist, wenn man bedenkt, wie viele Bereiche KI beeinflusst.“ Deshalb gehe es zunächst darum, aufzuklären und Ängste zu nehmen, zum Beispiel die Sorge, durch KI den Job zu verlieren. „Bei uns hat es sich bewährt, die Menschen an die Hand zu nehmen, ihnen die Technologie zu erklären und vor allem viele praktische Beispiele zu zeigen.“

Genug Arbeit vorhanden

Schnapp betont, dass es nicht darum gehe, Menschen zu ersetzen. Aufgrund des Fachkräftemangels gebe es ohnehin genug Arbeit. „Aufgaben, die repetitiv und wenig erfüllend sind – wie das Auswerten von Exceltabellen – können von KI-Systemen übernommen werden.“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten sich auf wertschöpfende Tätigkeiten wie den persönlichen Kundenkontakt konzentrieren. „Durch KI gewinnen wir Zeit für die wirklich wichtigen Dinge.“

Rüdiger Elflein weiß um die Bedeutung von KI ebenso wie um die Sorgen. „Es wurde bei einem Quartalsmeeting mit allen Mitarbeitenden klar kommuniziert, dass KI für unsere Strategie bis 2028 entscheidend ist. Sie wird nicht dazu führen, Arbeitsplätze zu reduzieren, sondern vielmehr dabei helfen, Arbeitsabläufe zu erleichtern und zu verbessern“, berichtet Florian Krug, kaufmännischer Leiter und IT-Verantwortlicher bei Elflein.

Eine Herausforderung sei allerdings der Zeitaufwand, sich mit KI zu beschäftigen. „Die Menschen haben ohnehin schon viel zu tun und sind oft in der Routine gefangen, da muss man sich quasi zwingen, sich mit neuen Technologien wie KI zu beschäftigen“, sagt Schnapp. Dabei lohne sich der Einsatz von KI enorm. „Aktuelle Studien wie die des Ifo-Instituts zeigen, dass 54 Prozent der Unternehmen noch nicht aktiv mit KI arbeiten. Wer jetzt einsteigt, kann sich einen Wettbewerbsvorteil sichern.“

Bei Elflein zeigt sich bereits, dass sich der Aufwand lohnt. Ein Beispiel ist die Übersetzung von Arbeitsanweisungen für die internationalen Fahrer, die nicht alle Deutsch sprechen. Früher erledigten zwei erfahrene Disponenten diese Aufgabe manuell. Jetzt übersetzt ein KI-Tool die Anweisungen in vier bis fünf Sprachen direkt auf die Tablets der Fahrer. „Dieses Projekt war ein Schlüssel für die Akzeptanz von KI, weil der praktische Nutzen sofort erkennbar war“, sagt Kotschenreuther. Die Disponenten gaben ihr Wissen intern weiter und schulten an anderen Standorten.

Künstliche Intelligenz ist für unsere Strategie bis 2028 entscheidend. Rüdiger Elflein, geschäftsführender Gesellschafter von Elflein

Große Vielfalt an Tools

Die Einsatzgebiete von ChatGPT und anderen KI-Tools sind vielfältig. Bei Elflein wird KI unter anderem zur Erstellung von E-Mails, Protokollen und Angeboten im Vertrieb genutzt. „ChatGPT und andere KI-Tools eignen sich auch gut für die Tourenplanung, die Vorbereitung von Meetings und die Erstellung von Onboarding-Videos“, erklärt Schnapp. Auch im Marketing kommt KI zum Einsatz, etwa bei der Bearbeitung von Bildern und Texten oder beim Schneiden von Podcasts. „Wir haben mittlerweile drei verschiedene Fotobearbeitungstools im Einsatz“, ergänzt Kotschenreuther.

Ein weiteres Einsatzgebiet von ChatGPT ist die Verarbeitung großer Excel-Datenmengen, insbesondere bei Ausschreibungen. „Es hilft uns, schnell Formeln und Auswertungen zu erstellen“, erklärt Schnapp. Gerade bei sensiblen Daten müsse aber immer auf den Datenschutz geachtet werden.

Neben Standardanwendungen gibt es auch Lösungen, die auf die speziellen Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnitten sind. Dazu gehören KI-gestützte Systeme für die Routenplanung, die Lagerverwaltung und das interne Wissensmanagement sowie Chatbots, die für den Wissensaustausch DSGVO-konform ausschließlich auf unternehmenseigene Daten zugreifen. Auch im Kundenservice, bei der Kapazitätsplanung und in Kalkulationstools kann KI zum Einsatz kommen. „Besonders gut funktioniert der Einsatz von KI bei der Informationsextraktion aus unstrukturierten Daten, etwa bei der Übertragung von Informationen aus verschiedenen Aufträgen in ein ERP-System“, betont Schnapp.

Solche Beispiele zeigen, dass es oft nicht um große, komplexe Projekte geht, sondern darum, bereits vorhandene Werkzeuge zu nutzen. „Das ist der Ansatz, den wir uns für die Zusammenarbeit mit den Unternehmen wünschen“, erklärt Schnapp.

Roadmap kann helfen

Grundsätzlich gebe es bei Bytabo zwei typische Zugänge zum Thema KI. „Der eine erfolgt über die operative Ebene, wo wir versuchen, konkrete Beispiele für den Einsatz von KI-Tools aufzuzeigen, direkt Mehrwerte zu generieren und KI aus den einzelnen Geschäftsbereichen heraus zu entwickeln“, so Schnapp. „Bei Elflein sind wir aber strategisch auf der Ebene der Geschäftsführung gestartet und haben erst einmal strukturiert, was wir dort überhaupt mit KI erreichen wollen, also eine KI-Transformations-Roadmap entwickelt“, erklärt Schnapp. „Zum einen geht es darum, das Management strategisch einzubinden und Vertrauen aufzubauen. Zum anderen müssen klare Anwendungsfälle für KI erarbeitet und priorisiert werden.“

Bytabo setzt auf den „Proof of Concept“-Ansatz (POC), um die Machbarkeit solcher Projekte mit minimalem Aufwand und Investitionsbudget zu prüfen. Ziel ist es, in kleinen Schritten die technische Machbarkeit, die Nutzerakzeptanz und den wirtschaftlichen Mehrwert sicherzustellen. So entstehen effiziente Lösungen, die sich langfristig rechnen, ohne gleich ein teures Großprojekt starten zu müssen. (rok)

Ihr Feedback
Teilen
Drucken

Sie sind noch kein Abonnent?

Testen Sie DVZ, DVZ-Brief oder DVZ plus 4 Wochen im Probeabo und überzeugen Sie sich von unserem umfassenden Informationsangebot.

  • Online Zugang
  • Täglicher Newsletter
  • Wöchentliches E-paper

 

Zum Probeabo

Jetzt 4 Wochen kostenlos testen

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Sie sind noch kein Abonnent?

Testen Sie DVZ, DVZ-Brief oder DVZ plus 4 Wochen im Probeabo und überzeugen Sie sich von unserem umfassenden Informationsangebot.

  • Online Zugang
  • Täglicher Newsletter
  • Wöchentliches E-paper

 

Zum Probeabo

Jetzt 4 Wochen kostenlos testen

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben