Peak Season in der Luftfracht: Das Worst-Case-Szenario bleibt aus

Der von vielen Marktteilnehmern befürchtete „Temu-Shein-Effekt“ mit Kapazitätsknappheiten und extrem hohen Raten tritt nicht ein. Die Akteure haben sich vorbereitet.

Marktteilnehmer hatten mit Blick auf die traditionell im November beginnende Hochsaison der Luftfracht dunkle Zeiten aufziehen sehen. Die Befürchtungen haben sich nicht bestätigt. (Foto: picture alliance / Xinhua News Agency | Xiao Yijiu)

Der von Marktteilnehmern der Luftfrachtbranche für den Beginn der Peak Season befürchtete extreme Frachtratenanstieg bleibt aus. „Die Branche war im Hinblick auf den Beginn des vierten Quartals berechtigterweise nervös“, sagt der Vorsitzende des DSLV-Luftfrachtausschusses Timo Stroh gegenüber der DVZ. „Inzwischen kann man fast schon von einem Ausbleiben einer Peak Season sprechen, denn die Ratenbewegungen halten sich im Rahmen.“ Die von vielen im Vorfeld prognostizierte Kapazitätsknappheit sei nicht zu beobachten. „Es sieht ganz danach aus, als hätten sich die Marktteilnehmer rechtzeitig mit Frachtraum eingedeckt.“

E-Commerce bindet gewaltige Mengen an Kapazität

Hintergrund der Befürchtungen für die aktuelle Peak Season war die Annahme, der Aufstieg der asiatischen E-Commerce-Player Shein und Temu und der von den beiden Unternehmen getriebene Export von immer mehr E-Commerce-Sendungen werde die klassische Luftfrachttonnage verdrängen und die globale Luftfrachtkapazität überfordern.

Zum Teil ist diese Annahme korrekt: Der Anteil chinesischer Exportsendungen mit niedrigem Warenwert wird im Zuge des rasant wachsenden Marktes für grenzüberschreitenden E-Commerce tatsächlich immer größer. Allein Temu und Shein lassen pro Tag laut Boeing 10.000 Tonnen Fracht per Flugzeug transportieren und binden die Transportkapazität von rund 100 Großraumfrachtern.

Nach einer Analyse des Marktforschers Trade and Transport Group hat E-Commerce inzwischen nach Warenwert einen Anteil von 2,5 Prozent des chinesischen Außenhandels. Im vergangenen Jahr stieg die Anzahl der exportierten E-Commerce-Sendungen gegenüber dem Vorjahr um 37 Prozent; im laufenden Jahr beträgt das Plus 32 Prozent.

Ein entscheidender Teil der Annahme war hingegen nicht zutreffend, und das war nicht unbedingt absehbar gewesen: Die klassische Luftfrachtladung konkurriert weitaus weniger um Transportkapazität mit E-Commerce als erwartet, sondern sie schrumpft vielmehr im Zuge der Krise der westlichen Industrieunternehmen durch eine zurückgehende Nachfrage. „Die Rückgänge der Verlader aus der verarbeitenden Industrie sind deutlich zu spüren“, sagt Stroh, „vor allem die Krise der Automobilindustrie führt zu schrumpfenden Volumen.“

E-Commerce gleicht Rückgang der klassischen Tonnage aus

Dass die Frachträume laut Analysehaus Xeneta dennoch mit steigender Tendenz ausgelastet sind, deutet darauf hin, dass E-Commerce mehr Kapazität einnimmt als durch den Wegfall der traditionell per Luftfracht transportierten Güter frei wird. Dennoch führen diese Verschiebungen innerhalb der Ladungsstruktur nicht zu den extremen Frachtraten-Entwicklungen auf den Hauptrouten für E-Commerce-Verkehre (zwischen China und Europa sowie zwischen China und den USA), die bei den sonst üblichen Ladungsmengen der Industrieverladerschaft zu erwarten gewesen wären.

Stattdessen sind die Ratenentwicklungen bislang unauffällig (siehe Charts) und deutlich unterhalb der Höchststände der Pandemie; auch global liegen die Spotraten in etwa auf dem Niveau von vor einem Jahr, als Temu und Shein noch nicht in vergleichbarem Maße auf der Bildfläche aufgetaucht waren.

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