Hamburg: Leonhard erwartet weitere Terminalbeteiligungen

Die Herausforderungen für den Hamburger Hafen sind groß, Geld für dringend benötigte Investitionen gleichzeitig knapp. Eine Lösung für mehr Wettbewerb könnten weitere Reedereibeteiligungen sein. Dazu erwartet Wirtschaftssenatorin Leonhard bald Entscheidungen zu, wie sie auf einer Konferenz von DVZ und THB sagte.

Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard eröffnete die Konferenz und sprach von einem „extrem schwierigen Wettbewerb“, in dem sich der Standort derzeit befinde. (Foto: Dierk Kruse)

Mit der Speicherstadt legte Hamburg vor rund 140 Jahren den Grundstein für die Entwicklung seines Hafens. Ein entscheidender Schritt dafür, dass er zu einem der größten Hubs der Welt werden konnte. Am vergangenen Donnerstag diente die historische Kulisse dazu, um auf der Port Future Readyness Conference – veranstaltet von DVZ und THB – zu diskutieren, welche entscheidenden Schritte heute vonseiten der Politik und der maritimen Wirtschaft nötig sind, damit die Position des Hafens gestärkt wird. Denn in den zurückliegenden 15 Jahren büßte der Port beim Containerumschlag wie kaum ein anderer in Europa ein. Gleichzeitig steht der Hafen vor einer Transformation und hat einen Investitionsbedarf in ­Milliardenhöhe.

Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard eröffnete die Konferenz und sprach von einem „extrem schwierigen Wettbewerb“, in dem sich der Standort derzeit befinde. Es gehe darum, eine Reihe von Herausforderungen wie geopolitische Spannungen sowie die Neuordnung von Lieferketten zu bewältigen, während gleichzeitig hohe Investitionen in den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur nötig seien. Da es keine nationale konsistente Förderstruktur für die Häfen gebe, seien die Milliardeninvestitionen in Kaikanten, Wasserstraßen und Brücken eine große Aufgabe für die Haushalte der betroffenen Bundesländer. Die Lage des Ports inmitten einer Metropolregion bezeichnete sie als vorteilhaft. Auch wenn Hamburg nicht mehr die Umschlagzahlen wie in den 2000-er Jahren erlebe, „wird es immer relevante Ladungsmengen geben, die hier umgeschlagen werden“, prognostizierte sie.

Von dem bevorstehenden Einstieg der Schweizer Reederei MSC beim Terminalbetreiber HHLA verspricht sich Leonhard „einen Impuls für den Hafen insgesamt und eine strategische Neuausrichtung der HHLA“. Bis Spätsommer dieses Jahres erwartet sie, dass die nötigen Freigaben vom Landesparlament und der EU-Kommission vorliegen, so dass der Deal besiegelt werden kann. Die SPD-Politikerin möchte zudem noch weitere Reedereikunden mit einem Dedicated Terminal an den Standort binden: „Ich wäre überrascht, wenn wir da in den nächsten zwei Jahren nichts mehr sehen würden.“

Der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß klagte in seinem Vortrag, dass die Bedeutung der Häfen in der Bundespolitik bis heute nicht angekommen sei. Ebenso müssten die anderen Bundesländer die Rolle der deutschen Hubs verstehen, denn ohne sie würde die Exportnation Deutschland nicht funktionieren. „Wir müssen es schaffen, Minimum 400 Millionen Euro pro Jahr für die Finanzierung der Häfen im Bundeshaushalt zu verankern.“ Aus seiner Sicht leidet das ganze Land, wenn Fragen der Hafenfinanzierung- und Entwicklung innerhalb der föderalen Strukturen nicht geklärt seien.

Neue Finanzierungsmodelle

Angesichts des klammen Bundeshaushalts forderte der Oppositionspolitiker, stärker über Finanzierungsmodelle wie öffentlich-private Partnerschaften nachzudenken. Diese seien geeignet, um Projekte wie den Neubau der Köhlbrandquerung oder die A26 zu realisieren. Versicherungen haben ihm zufolge Milliardensummen zur Verfügung und würden in solche Projekte investieren. Strenge Regularien würden das allerdings erschweren und müssten entsprechend reformiert werden. 

Auch Wibke Mellwig, Abteilungsleiterin für Wasserstraßen und Schifffahrt im Bundesverkehrsministerium, zeigte sich angesichts der „sehr schwierigen“ Haushaltslage offen für neue Finanzierungsmodelle. Zudem müsse man nach der EU-Wahl schauen, ob es für Maßnahmen mit maritimem Bezug Geld aus europäischen Fonds gebe, kündigte sie an. Mit Bezug auf die von Ploß und der Hafenwirtschaft geforderten 400 Millionen Euro sagte sie: „Dieser große Wurf ist ambitioniert, und es sind kleinteiligere Lösungen nötig.“ Sprich: Eine Grundgesetzänderung, die dauerhaft mehr Geld für die Häfen zur Folge hätte, wird es eher nicht geben, sondern der Bund fördert einzelne Maßnahmen auf Projektebene. 

Die Sicht eines Reedereikunden auf den Hafen schilderte Joerg Sonne, der die Region Nordeuropa bei Hapag-Lloyd leitet. Für den Carrier sei die Qualität, also die Schnelligkeit und Verlässlichkeit des Umschlags besonders wichtig. „Wir sehen weltweit, dass Terminals mit hoher Automatisierung effizienter sind.“ Hamburg habe mit dem ­Terminal Altenwerder zwar eine solche Anlage, müsse die Automatisierung aber noch weiter steigern. Der Manager gab zudem einen Ausblick, wie Hapag-Lloyd mit seinem künftigen Allianzpartner Maersk eines der zentralen Qualitätsversprechen – eine hohe Pünktlichkeit der ­Dienste – erreichen will: „Die Schiffe werden in Zukunft nicht mehr auf Ware aus dem Hinterland warten, sondern pünktlich abfahren.“ In dem Zusammenhang hob Sonne die gute Schienen-Hinterlandanbindung Hamburgs hervor, die es so nicht überall in Europa gebe und eine flexible Planung ermögliche, da sie viele Abfahrten biete.

Auf die Stärken besinnen

Ein weiteres automatisiertes Terminal sowie mehr internationale Investoren im Hafen sind auch aus Sicht von Kai Gerullis (Handelskammer) der Schlüssel zu mehr Wettbewerb und Effizienz im Hafen. Gerullis und weitere Vertreter von Branchenverbänden plädierten in der abschließenden Diskussionsrunde dafür, dass sich Hamburg auf seine Stärken besinnen müsse. Dazu zähle die Vorreiterrolle beim Bau von Landstromanlagen, wie Norman Zurke (UVHH) sagte, oder die vorteilhafte Lage des Hafens weit im Innenland, die Alexander Geisler (Schiffsmakler) ­hervorhob. 
Aus Sicht von Daniel Hosseus (ZDS) ist eine „gute Ordnungspolitik“ wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens. Sprich: Die angekündigte Reform der Einfuhrumsatzsteuer müsse schnell umgesetzt werden. Angesichts der Energiewende und der geplanten Terminals für den Import erneuerbarer Energieträger sei fachliches Know-how in den Behörden nötig, um den Umgang mit Gefahrstoffen bewerten zu können, merkte Zurke an.

Fritz Przybisch (VHSp) wies in seinem Schlusswort darauf hin, worauf es ihm neben all der Automatisierung noch ankommt: „Wir haben tolle Menschen, die gut ausgebildet und motiviert in der Branche arbeiten. Auch dieses Potenzial sollten wir nutzen.“  

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