Ukraine-Krieg verändert die Schifffahrtsmärkte
Der Krieg in der Ukraine führt zu immer mehr Veränderungen bei den Waren- und Verkehrsströmen. Darauf wies der Verband Deutscher Reeder (VDR) anlässlich einer Veranstaltung der Interessenorganisation hin. Laut VDR-Hauptgeschäftsführer Martin Kröger transportieren inzwischen 40 Prozent der Welthandelsflotte Energie in flüssiger oder Gasform. Die Tendenz sei steigend.
Es sei zudem sicher, dass sich im Rahmen des strengen und auch von der deutschen Seeschifffahrt uneingeschränkt unterstützten Sanktionsregimes gegen Russland langfristig Anlaufpunkte und Handelsrouten verschieben würden, insbesondere beim Transport von Energie über See.
Knapp ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs stecken zudem immer noch 62 internationale Seeschiffe fest, darunter sei auch ein deutsches Schiff, so VDR-Präsidentin Gaby Bornheim.
Sie verwies darauf, dass sich der Krieg in der Ukraine auch auf das Leben an Bord der deutschen Seeschiffe auswirke. So gebe es dort nach wie vor etwa 3.000 Russen und 2.000 Ukrainer. Die Mannschaften hielten zwar erstaunlich gut zusammen, es sei aber auch schwierig.
Positive Signale bei der Ausbildungssituation
So könne sich kaum jemand vorstellen, was es bedeute, wenn etwa ein russischer Chefingenieur seinem zweiten Ingenieur aus der Ukraine die traurige Mitteilung machen müsse, dass dessen Tochter bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen sei, sagte Bornheim.
Einen weiteren Schwerpunkt legte der VDR auf die Ausbildungssituation in der Schifffahrtsbranche. Der jüngste Boom in der Seeschifffahrt habe positive Auswirkungen gehabt.Die Zahl der in Deutschland sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an Bord der Handelsflotte ist laut VDR im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um etwa 200 auf knapp 7.100 gestiegen. Ein Großteil von ihnen arbeite als Kapitän oder Offizier, sagte Kröger.
Der Frauenanteil an Bord liege bei 6 Prozent, weltweit beträgt er nur 2 Prozent. An der Gesamtbesatzung der Schiffe stellen die in Deutschland beschäftigten Seeleute nur einen Bruchteil. Trotz der positiven Signale macht die Nachwuchsgewinnung dem Verband nach wie vor Sorgen. Der VDR rufe 2023 daher zum Jahr der Ausbildung aus, so Bornheim. (ol)