Reber Logistik wächst über den Möbelmarkt hinaus

Das Germersheimer Familienunternehmen hat sein Leistungsspektrum vom Möbeltransport auf die Kontraktlogistik erweitert. Über Zukäufe hat sich der Nischenanbieter außerdem neue Branchen erschlossen.

Mit Festaufbauten und Wechselbrücken kann der Möbellogistiker auch Rückladungen aus anderen Branchen flexibel annehmen. (Foto: Reber Logistik)

Ein eingespieltes Team lenkt den rheinland-pfälzischen Möbelspediteur Reber Logistik: Mirko Kauffeldt steuert das Familienunternehmen als angestellter Geschäftsführer mit dem Verantwortungsgefühl eines Inhabers, weil Hauptgesellschafterin Maren Schmitt-Nolte, ausgebildete Speditionskauffrau und nach eigener Aussage Mutter im Hauptberuf, ihn mit umfangreichen unternehmerischen Freiheiten ausstattet. Die Aufgaben im Leitungsteam des Speziallogistikers sind klar verteilt: „Aus dem Tagesgeschäft halte ich mich raus“, betont Schmitt-Nolte.

Reber Logistik

  • Gesellschafter: Maren Schmitt-Nolte, Georg Nolte junior

  • Hauptsitz: Germersheim

  • 10 Standorte in Deutschland (Alsfeld, Bad Saulgau, Germersheim, Elsdorf, Leipzig, Melle, Neustadt/Aisch, Ohlweiler, Mötzingen)

  • 800 Mitarbeitende

  • 300 eigene Lkw (Sattelzüge und Wechselbrückenfahrzeuge)

  • Umsatz 2024: 135 Millionen Euro

  • Umsatz 2022: 80 Millionen Euro

Als der 47-jährige ehemalige Dachser-Manager vor sieben Jahren zu Reber kam, haben die Inhaberin und der operative Firmenchef gemeinsam in einem Strategieprozess die langfristige Grundausrichtung des Unternehmens festgelegt: Reber Logistik sollte sich nicht länger als Dienstleister auf die Nolte Gruppe konzentrieren, sondern unabhängig für sämtliche am Markt vertretenen Möbelhersteller agieren. Darüber hinaus vereinbarten sie, das Geschäft zu diversifizieren und weitere Kundenbranchen als zusätzliche Standbeine hinzuzunehmen.

Erfolgreiche Strategieentwicklung

„Unser Strategieprozess war kaum abgeschlossen, als er sich in der Corona-Pandemie schon bewährt hat“, blickt Kauffeldt zurück. Der Transporteur hatte sich zum Kontraktlogistiker mit Supply-Chain-Management-Funktion entwickelt, der die Produktionsplanung seiner Kunden eng mit verfügbaren Produktionskapazitäten synchronisiert. Er übernimmt zudem sämtliche Aufgaben in der Werkslogistik bei Kunden vor Ort, bietet an seinen Standorten in Germersheim und Leipzig auch die Montage von Einbauküchen an und ist am Stammsitz zusätzlich Partner für die letzte Meile im Zwei-Mann-Handling bei DHL.

„Wir sind tief in die Prozesse unserer Kunden integriert und verfügen über hohes Detailwissen zu ihren Produkten“, beschreibt Kauffeldt die Stärken des Speziallogistikers. Um die Effizienz sowohl der Möbelwerke als auch der Transportkapazitäten zu erhöhen, hat der Möbellogistiker gemeinsam mit dem Softwareanbieter Flexis eine cloudbasierte Anwendung entwickelt, die Produktionssteuerung und Tourenplanung mit Priorität auf optimaler Werksauslastung bei maximaler Transportkapazität verknüpft. Zum digitalen Auftragsmanagement gehören außerdem die automatisierte Avisierung und Abrechnung .„Daraus ist mit der Realtime Transportation Cloud sogar ein Produkt entstanden, das inzwischen auch andere Möbellogistiker verwenden“, berichtet Kauffeldt stolz.

Mit einem Anteil von rund 60 Prozent bildet das Transportsegment, zu dem 300 eigene Lkw in Doppelbesetzung gehören, immer noch den größten Geschäftsbereich bei Reber Logistik, gefolgt von rund 15 Prozent Intralogistikdienstleistungen. „Wenn unsere Fahrer von ihren bis zu drei Touren pro Woche zurück sind, haben sie rund 60 Tonnen Möbel per Hand entladen“, beschreibt der Reber-Chef ihre schwere Aufgabe. Ein Transport könne dabei mit bis zu 1.500 Packstücken beladen sein. „Auch die sichere Handhabung der Möbel ist anspruchsvoll, beispielsweise auf welchen Seiten sie abgestellt werden können, um keinen Schaden zu nehmen“, verdeutlicht er. Deshalb können Fahrer bei Reber mit bis zu 5.000 Euro brutto monatlich im Branchenschnitt eher großzügig verdienen.

In den vergangenen beiden Jahren ist Reber durch Zukäufe auch in anderen Branchen stark gewachsen. Die Dienstleister Gressel Logistik aus Neustadt an der Aisch und Expotrans aus Elsdorf brachten Kunden aus dem Automotivebereich, der Baubranche sowie der Flachglas-, Lebensmittel- und Getränkeindustrie mit, darunter den Baustoffproduzenten Knauf, die Getränkehersteller Frankenbrunnen, Pfanner und Refresco, die Brauerei Tucher, den Süßwarenhersteller Rübezahl und den Teehersteller Martin Bauer.

„Mir werden wöchentlich Unternehmen zum Kauf angeboten“, sagt Mirko Kauffeldt, Geschäftsführer Reber Logistik. (Foto: Tobias Loew)

Profitable Zukäufe

„Heute werden mir wöchentlich Unternehmen zum Kauf angeboten“, erzählt Kauffeldt. „Wir haben gemeinsam entschieden, dass wir uns als hochspezialisiertes Unternehmen nur um andere erfolgreiche Nischenanbieter ergänzen“, verrät Gesellschafterin Schmitt-Nolte, die für die Finanzierung sorgt. „Im operativen Betrieb erwarte ich von allen unseren Zukäufen, dass sie schwarze Zahlen schreiben“, betont sie.

Besonders herausfordernd war diese Aufgabe bei der Übernahme des Frankreich-Geschäfts von DB Schenker im Juni. Binnen eines Monats hat die Möbelsparte der Bahn-Tochter die Entscheidung vollzogen, ihre Dienstleistungen einzustellen. „Die Kunden sind damals in ein Loch gefallen, weil sie keine Transportalternative hatten“, berichtet Kauffeldt und fügt hinzu: „Deshalb wollten wir sie nicht hängen lassen.“

Für Reber bedeutete die Entscheidung die Herausforderung, den Frankreich-Dienst aus dem Nichts neu aufzubauen. „Die Frankreich-Logistik war ein interessantes Geschäftsmodell für uns, aufgrund der Größe des lokalen Möbelmarkts, der langen Wege in dem großen Land, tendenziell kleiner Mengen und außergewöhnlicher Transportwege etwa auf Inseln wie Korsika“, erklärt er die Entscheidung.

Bis 2026 will Kauffeldt die Umsatzmarke von 150 Millionen Euro knacken, in diesem Jahr werden es voraussichtlich 135 Millionen Euro sein. „Weitere Zukäufe sind erstmal nicht geplant, aber ungefähr in einem lockeren Zweijahresrhythmus wollen wir uns auch künftig vergrößern“, verrät Schmitt-Nolte.

In den kommenden Jahren wird die klimafreundliche Transformation das Unternehmen vor neue Herausforderungen stellen, erwartet Kauffeldt. „Wir haben unsere ersten sieben Elektro-Lkw eingekauft, schaffen die nötige Ladeinfrastruktur, bauen PV-Anlagen und Stromspeicher auf und haben uns das Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu arbeiten“, beschreibt er die Schritte. Dann solle auch die Hälfte der Fahrzeuge elektrisch unterwegs sein. „Wenn wir mit alternativen Antrieben gut aufgestellt sind, wird das unser Wettbewerbsvorteil werden“, blickt er voraus.

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