Bundeswehr-General zu Logistikern: „Sie sind Teil der Abschreckung“

Das neue Unterstützungskommando der Bundeswehr wird mehr denn je auf zivile Dienstleister angewiesen sein. Damit könnte sich Neugeschäft ergeben. Gefragt sind Verlässlichkeit, Transparenz, Ehrlichkeit – und Mut.

Generalleutnant Gerald Funke, seit kurzem Befehlshaber des Unterstützungskommandos der Bundeswehr, auf der BVL Supply Chain CX. (Foto: Dierk Kruse)

In Zeiten des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ist es nicht mehr ungewöhnlich, dass die Bundesvereinigung Logistik (BVL) zu ihrem Jahresevent fast schon traditionell auch einen Vertreter der Bundeswehr ins Programm nimmt. Auf der diesjährigen Supply Chain CX, die am Freitag zu Ende geht, trat Generalleutnant Gerald Funke auf der Hauptbühne auf. Er ist seit 1. Oktober Befehlshaber des Unterstützungskommandos der Bundeswehr in Bonn. „Dort wird all das gebündelt, was die klassischen Teilstreitkräfte alle brauchen.“ Es gehe darum, maximale Synergien zu schaffen, begründete Funke den Schritt, der Teil der Strukturreform der Bundeswehr ist.

Das Unterstützungskommando, das sich derzeit noch im Aufbau befindet, soll ab 1. April 2025 dann seinen Dienst voll aufnehmen. Dem neu geschaffenen Bereich werden künftig 56.000 Soldaten und zivile Mitarbeiter unterstellt sein. „Dort wird all das gebündelt, was die klassischen Teilstreitkräfte – Heer, Luftwaffe, Marine – alle brauchen.“ Dazu gehören neben der Logistik zum Beispiel auch das Sanitätswesen, die ABC-Abwehrtruppe sowie die Feldjäger.

Der 60-jährige Funke war zuvor dreieinhalb Jahre Chef des Logistikkommandos der Bundeswehr in Erfurt. Der neue Kommandeur dort ist jetzt Brigadegeneral Jochen Deuer (58). Für das Logistikkommando sind rund 17.000 Soldaten und Zivilangestellte tätig.

Logistik bei der Bundeswehr hat laut Funke mit Lagerhaltung, Distribution/Umschlag, Instandhaltung/-setzung, Transport sowie Führung zu tun. Letztere meint zum einen die logistische Führung und zum anderen die taktische, militärische Führung. Denn eine Herausforderung lautet: Funkes Spezialisten aus den Bereichen Transport oder Instandhaltung müssen ihre Leistung auch im Kampf abrufen können.

Ziel sei eine maximale Effektivität mit vorhandenen Ressourcen bei größtmöglicher Effizienz. Die Bedrohung ist aber noch vielfältiger, denn hinzu kommen zum Beispiel auch mögliche Cyberangriffe oder Sabotage. Auf all das muss die Truppe stets vorbereitet sein.

Vorratshaltung: Mögliches Neugeschäft?

Im Fokus steht aktuell laut Funke die Verteidigung und Abschreckung an der Ostflanke. Die Truppe müsse in der Lage sein, binnen fünf Tagen am Einsatzort, etwa im Baltikum, ihre Leistung zu erbringen. Das erfordere ständige Einsatzbereitschaft – und in der Logistik wieder Vorratshaltung statt just in time.

Dabei zeichnet sich jedoch jetzt eine Flächenknappheit ab. Funke: „Wir sind jetzt dabei, die Vorräte in den Bereich so aufzustocken, dass wir wahrscheinlich mit der alten Lagerhaltung irgendwann an unsere Grenzen stoßen.“ Möglicherweise würden also Lagerflächen benötigt. Hier könnte sich Funke vorstellen, dass diese von der zivilen Wirtschaft bereitgestellt werden, zumindest für bestimmte Materialien. Damit könnten sich also neue Geschäfte für Logistikdienstleister ergeben.

Auf zivile Dienstleister angewiesen

Funke betonte in Berlin noch einmal die Notwendigkeit, zivile Dienstleister mit hoher Verlässlichkeit einzubinden. „Wir brauchen Sie!“, sagte er an die Logistiker im Saal gerichtet. „Ohne Sie können wir unsere volle Leistung nicht bringen, weil wir nicht genügend Kräfte haben.“ Auch bei der Bundeswehr gebe es zum Beispiel einen Mangel an Lkw-Fahrern, die wegen Munitionstransporten zudem auch einen ADR-Schein haben müssen. „Sie sind also Teil glaubwürdiger Abschreckung“, fügte Funke hinzu. Denn zur Abschreckung, die es ernst zu nehmen gelte, gehöre eben auch eine starke Logistik. Funke: „Glauben Sie mir: Die Russen schauen ganz genau, was wir dort tun.“

Es müsse allerdings jedem bewusst sein, dass sowohl Lkw als auch Liegenschaften, die für militärische Güter zum Einsatz kommen, „interessant“ sein könnten. So sei in der Ukraine auf beiden Seiten ein sehr dezidierter Krieg gegen logistische Einrichtungen zu beobachten. „Und da wird nicht zwischen militärischen und zivilen unterschieden“, sagte Funke und fügte hinzu: „Wer für das Militär arbeitet, ist, wenn es wirklich knallt, ein lohnendes Ziel.“

Was er sich künftig wünscht in der Zusammenarbeit mit zivilgewerblichen Unternehmen: „Trauen Sie sich, auf uns zuzukommen, aber lassen Sie uns dabei ehrlich und transparent sein!“

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