Wie diese jungen Leute die Logistik sichtbarer machen wollen

Das neu gegründete Future Forum im Verein Bremer Spediteure will Nachwuchskräfte für die Branche begeistern und den bestehenden Mitgliedern Impulse zu Nachhaltigkeit, KI und der Zukunft der Arbeit geben.

Das Sprecherteam des Future Forums: Yannic Schreiber (links) und Julia Glasmacher vertreten die Nachwuchsorganisation gegenüber dem gesamten Verband. (Foto: Lennart Albrecht)

Dass der Fachkräftemangel und die Nachwuchsakquise auch für Logistiker zu den dringendsten Herausforderungen zählen, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Der Verein Bremer Spediteure (VBSp) geht nun einen neuen Weg und will die jungen Beschäftigten in seinen Mitgliedsunternehmen dafür nutzen, dieses Problem anzugehen. Dafür hat der VBSp kürzlich das Freight Forwarders Future Forum gegründet, das sich an Nachwuchsführungskräfte zwischen Anfang 20 und Mitte 30 richtet.

„Die Resonanz auf unseren Aufruf war sehr gut“, freut sich Thorsten Dornia (47), Vorsitzender des Interessenverbandes. Nach dem zweiten Treffen der Gruppe hätten bereits mehr als 25 Personen Interesse bekundet, mitzumachen. Der Fokus auf die Nachwuchsarbeit ist auch eine direkte Folge von Dornias Wahl zum Vorsitzenden vor gut einem Jahr, mit der die Bremer Spediteure bewusst eine Verjüngung eingeleitet haben. Zu seinem Amtsantritt appellierte er an die Mitgliedsunternehmen, dass jeder von ihnen eine der jungen Führungskräfte an die Hand nehmen und sie künftig zu Veranstaltungen mitbringen solle.

Für die Logistik begeistern

„Wir wollen die jungen Leute sowohl an die Verbandsarbeit heranführen und gleichzeitig von den Ansichten und Impulsen aus ihrem Blickwinkel profitieren“, ergänzt Verbandsgeschäftsführer Robert Völkl (64) die Motivation des Vorstands für das Vorhaben.

Und was motiviert die jungen Leute an der Tätigkeit? „Ich möchte diese tolle Branche sichtbarer machen und Schülern unsere Arbeit greifbar vermitteln sowie Karrierewege in der Logistik aufzeigen“, sagt Yannic Schreiber, einer der Sprecher des Future Forums. Der 31-Jährige arbeitet als Vertriebsleiter für Luft- und Seefracht in der Bremer Niederlassung von Dachser. Dort hat er 2012 seine Ausbildung begonnen und später berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre studiert. „Bislang fehlte mir mit meinem Werdegang als Vertriebler ein Gremium, in dem ich mich einbringen konnte. Umso mehr freue ich mich, dass wir nun die größtmögliche Freiheit haben, unsere Ideen zu entfalten und unsere Ausarbeitungen mit dem Verband zu teilen.“

Seine Sprecherkollegin Julia Glasmacher (28) ergänzt, was konkret geplant ist: „Wir planen zum Beispiel Exkursionen für Schülergruppen, bei denen wir verschiedene Logistikberufe zeigen, in den Hafen fahren oder Speditionen besuchen. Dabei wollen wir sie mit unserem Blickwinkel für die Logistik begeistern.“

Schreiber und Glasmacher sprechen stellvertretend für die aktuell 20 Teilnehmer der Gruppe, von denen alle unterschiedliche Schwerpunkte und Leidenschaften wie Personalentwicklung oder Kommunikation hätten. Diese unterschiedlichen Qualifikationen kämen der Arbeit des Future Forums in verschiedenen Gruppen zugute, berichtet Glasmacher.

Als erste Maßnahme hat die Gruppe kürzlich einen LinkedIn-Kanal für den Verband Bremer Spediteure erstellt, um auf der Plattform über dessen Arbeit zu informieren. Perspektivisch sind noch andere Kanäle wie TikTok angedacht, um die heutigen Schüler als potenzielle Auszubildende für die Speditionen zu erreichen.

In diesem Jahr wollen sie zudem erstmalig als Verband auf einer Berufsmesse auftreten und somit die Vielfalt des Berufsbildes präsentieren. Der Vorteil dabei sei, dass alle Firmen gleichberechtigt unter einem Dach vertreten würden und es um die Karrieremöglichkeiten in der Branche gehe und weniger darum, welche Firma gerade das höchste Marketingbudget habe und somit am präsentesten auf der Messe ist.

„Entscheidend ist, dass junge Leute zu anderen jungen Leuten sprechen“, macht Dornia klar und ergänzt mit einem Lachen: „Ich gehe auf keine Berufsmessen mehr, denn die denken, da steht ihr Vater vor ihnen. Die Ansprache muss einfach anders sein.“

Die Arbeitgeber der Future-Forum-Mitglieder unterstützen das Engagement ihrer Beschäftigten, berichten die beiden. Die Unternehmen würden es schließlich begrüßen, wenn sich ihre Mitarbeitenden neben ihrer Haupttätigkeit gewinnbringend für die Branche engagieren würden. Jetzt zu Beginn erwarten Glasmacher und Schreiber eine arbeitsintensivere Zeit, um die Strukturen aufzubauen und erste Projekte anzustoßen. „Ansonsten bringt sich jeder so viel ein, wie er gerade kann, und dann ergänzt sich die Gruppe sehr gut“, berichtet Schreiber von ersten Erfahrungen. Schließlich gehe die Arbeit im Unternehmen immer vor. Alle, die sich bereits in der Gruppe engagieren, hätten die Freigabe der Geschäftsführung oder Firmeninhaber erhalten, betont Dornia.

Mehrwert für beide Seiten

Die Mitglieder planen, sich einmal im Quartal in Präsenz zu treffen und sich auszutauschen. Ansonsten kommuniziere man digital und nach Bedarf. Dafür wurde eigens ein eigener Microsoft-Teams-Kanal über die Infrastruktur des VBSp aufgebaut. Ein Budget für das neue Gremium gibt es bislang noch nicht, werde es aber künftig geben, kündigt Dornia an.

Denn neben der Nachwuchsgewinnung und Präsenzsteigerung haben die jungen Leute noch viele weitere Ideen. Glasmacher motiviert zum Beispiel die Frage, wie sich der Wandel der Arbeitswelt in die Logistikunternehmen bringen lässt. Nach ihrer Ausbildung – die sie ab 2014 ebenfalls bei Dachser absolviert hat – studierte sie nebenberuflich Wirtschaftspsychologie. Heute ist sie Vertriebsleiterin bei der Spedition Kopf und Lübben.

„Wir möchten den Verein auch dahingehend unterstützen, mit Veränderungen, die die Branche betreffen, schneller, besser und agiler umzugehen“, sagt sie und ergänzt selbstbewusst: „Unsere Generation ist teilweise näher dran an Themen wie Nachhaltigkeit, Künstlicher Intelligenz oder den sich ständig ändernden Anforderungen an die Arbeitswelt. Diese Erfahrungen möchten wir teilen, so dass sich andere Mitglieder dazu fortbilden können.“

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